Brandschriften

durchdringung des absoluten

2007-2014, Version 1.2r

aus winzig spalt erdmassner sohl
aus einem enge loche hohl
brach mein leib und trug sich fort
fern verschwand er
doch ich blieb dort.

wie jäh hügel wie forst sich finden
gleichwie flächen das land erringen
inmitten der fernsten verdichtungen
von allerkleinstem leben

hellung strich getuschter streif
kolben gräser pinsel stiele
erzählen einverleibten ausruf
wo unerhörte einigkeit

flüsternd am weiher schweben
im pulse des weihers beben
der reichen taue rinnsäle trübe
so zaghaft formen sich fort

und nebel klingt an
der fenster gestaltend
alles ist verwirklichung
hier in der wirklichkeit.

der kühle gebrechliche pfad
im hohlweg dort lummert
nah das nebenlicht des mondes
unkenntlichkeit im hain.

auf dem saume der moose urig schicht verwächst
feuchte an starr stammes rinde weitflächiglich
an noch saftig gabeln gedeihen mistelfrüchtelein
glockengleich am unerreichbar nahsten greise

so fruchtbar furchen an dem stamme
der friedlich an dem grabe wacht
und dessen stechend wurz es weit
in meine särg geschafft.

ein toller schlag der gottesritter
golden krönt des wipfels schwingen
ehedem das prächtige leben von eben

wie er sich biegt vor schmerz und leid
als er erwacht knackt und stöhnt
und borke platzt und splittert
und er schreit den schall des lebens
nieder ins erdreich mit walzender peitsche.

in lichtung des matten mondes reif
einsam durch feurig astlaub beschattet
dort sich an einer schiefen eiche stamm
verkohltes fleisch tief im endgang befan’d.

das tänzelnde schwarze laub knieht
schwach in wirkung der winde wunder
ein später mut und doch ich vergeb
dem erloschnen scheiterhaufen zunder.

in meiner erscheinung aura verwebt
zorn durchwegs mein mager leib hinfort bewegt
fäden die umstricken das fleisch
nähren und lenken den geist
solche die als wir währten dichter gewebt
mit jeder unarten seide fleischesrot.

ich gast in alter fassung weiß
aus später einsicht rat sei
wahres hoffen einzig
den geistern vergeben.

gewahr wird welch wirrende gewalt
der ich wie erhofft wierlich erlegen
die wachsam sich versteht
die lebensfäden von wesen wie mir
zu bewegen so sorgfältig
daß schon bald wir geeint
zu ruhe treten geeint
ein wundersamer wunsch
der sich wird erfüllen.

so taub die stimme sinnestrunken
entmachtet versprühe leidensfunken
der wahrnehmung grenze am sprengen
der engel blass flügel versengen
so gegenwärtig des himmels pracht
wo tausende todesfeuer entfacht
die gedanken wollen nicht rasten

dem satan manche lobgelieder
oh sog du der kehle trocken
singt mein geist und lässt sich locken
vom blut der tiere freßgefieber:
“so hoch der flure weites feld
wie funkelnd grell des himmels zelt
so zartes rufen auch der tiere
fressen beutesfetzen gierig.

so finster noch die graue nacht
wie klamm die luft im rachen schwebt
so farbenfinster des mondes macht
behütet die scheissende nachtigall.

so weiß der götzen hauch
sich in meiner erscheinung verirrt.

so beruhigend der glühwürmchen korona
an manchen gräbern tanzen.

so behutsam die mauern wurden gesetzt
auf ein auf ein
mit allerlei verbunden gemischt
und gesetzt
und fest
ein auf ein”

nur kurz ruhe ich schon entzwien
an einem steine seltsam schrift
diesorts der meine singsang balde
auf aufmerksamkeit trifft
ein alter wohl entsetzt fährt empor
stößt die sohle auf verharrt in positur
ein drohender geistesblitz war seiner kräfte trieb
umwindet er der grabplatten siegel und siegt
um diesen stümprig behuften frei-geist
der “endlich” gellt lang
um diesen glücklichsten tor
gestalten sich vergessne schweife
die sich in kürzesten schritten versammeln
ein dunststoffner umhang
aus dem mit ersättlichen worten erklang
denn “noch niemand habe befolgt meine rufen”
und bereits sich mir friede stellte sich ein.

die totenruhe zerrt an der nebelsdecke
gleichsam den umhang der grauen schwaden zu dünnen schleifen
hinfort auf der toten grund sie sich krümmen
verflachen und kräuseln ergeben mit windendem hauchen
die zeit scheint sich nicht zu beachten.

niemand zuvor nur ich habe erkannt daß unter tage
sich jener sonderlicher geist befand
der zur sterbensstunde göttliches verstand
und gab mir dank und weiter teilt sich mit
erneut klagt er an die stille zeit
die er lag des liegens krank ihr leid
doch nun solle niemand seines schicksaales mehr wähnen
da in ihm universelles bewusstsein geschaffen sei
und vergießt mir liebkosend durch dampfende tränen
ein teil seiner saftigen weisheiten fülle
ich koste und alsbald mein hülle auch ich
träg innesank.

wie ich in gedankenbildern schwebe
als würde die urkraft des daseins walten
begreifen die sinne nur unverbundenheit.

sinnlos nehme ich wahr die welt
kahl und kalt zeigt sie sich mir
obacht der strahlenden firnis die sich zerbrach
sich die halle der wahrheit ergießt hinein und
durch die mauer des schlafs das hintertum hinaus

jede der scherben reflektionen eigenartiges schillern
offenbaren als mögliche visionen
die lebensfarben deren verschiedenartige kombinationen
dem kosmos wie einem opale innewohnen
und mir einst das leben gaben.

so leer die plätze voller wunder
nichts gilt mehr alles scheint möglich
wahrheit bleicht durch zerstobene schichtungen der täuschung.

mir war nicht viel
mehr mit mir.

nur solche die tagein sich zu verstummten begeben
die den frieden suchenden
die kommen
suchen nicht.

er spricht
ich erbrach
hörte ihn wohl
aber galts (auch) nicht mir:
“erde legte sich so nahe
atem fehlte in dieser bahre —
flur nur flur die male tragen

erde schmiegt sich an so balde
atem der versiegt im walde —
oh! wie eng das kalte fleisch sich hat
oh! wie eng das kalte fleisch sich hat!”

er vergaß sich beim reden
überschlug worte spie speichel
erschrak vor sich stumm
ertrank und ließ kurzweil ab von dem leben

“welch welt” rief ich dem schwindenden geiste nach
die nacht ging mit —- ich noch im schlaf
finde mich liegen in einem menschen kreise
gefeiert wird der verstorbenen ende reise

faltige hände umschlingen die stühle
stemmen herzverrutscht entgegen die lehnen
bei des morgends kühlem frischenhauch atem:
ein belebungsversuch der geister von hier

viele verdächtige tränen erscheinen
der morgentau nimmt ungehalten auf
die mäuler öffnen sich sporadisch
singen verhalten einger liedchen laut
preisen den tod gemäß bringen tribut
wie in kirche chor und abendmahl
verdauen angst mit dem herzen.

nebst der sohlen gräber patronen und mauern
alswie gerufen kriecht schleichend die grüne maische.
das heiligtum das wir früh einst betraten
jetzt der grabschände zornig nicht länger ruht.

welke prachtblätter fassen tiefen mut.
fäulnis steigt hoch der faulenden kronen.
die leichenstädte in denen totgesagte fleddern.

bleiche körperkolonnen mimen wurzelgeäst.
verschieben sich lavartig wie geschwüre.
pressen eifrig scheisse seitwärts fliehende.

grelllichter und lautschreistöhnen der maschinen.
geschissgestank durchdringt pollenzyklisch.
durchdringt die mauern des schlafes.

als werkzeug des lebens der mensch sich am selbigen zu rächen
sich freut über die faule frucht der menschlichen erkenntnis
den trost den pfarrer selbstsicher gaben am sterbebett
widerstrebte tröstend zu wirken nun
den trost so weiß jetzt ich habt ihr im leben eben vom leben verzehret
es ist nichts mehr da für euch vom ganzen paradies
das scheiss gesindel hie darf jetzt zu beten beginnen


Ihr liebt eure heiligen Eichen und umgebt sie liebevoll mit Hecken. Von den Götzen, die ihr dort verehrt, erwartet ihr neue Lebenskraft. Es wird eine bittere Enttäuschung für euch werden!
Jesaja 1,29; Edition Die-Gute-Nachricht-Bibel

Das Leugnen von Farben ist nicht ohne Gefahr

09.-12.07.2016,07.12.2016, Version: 1.0r

Eine Meinung zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß gewöhnlich sie dem Munde entkommt, wenn er nicht ganz geschlossen ist, wobei Kunst sich wieder auszeichnet als etwas durch manche Sinne erfahrbares, aber nicht etwas, was bleibt, und ihr meistens eine führende Absicht zugrunde liegt, aber oft in der Moderne als Hauptzweck dann mit einem Grunzen verwechselt werden kann, was gut ist, wenn sich die Sichtweise einstellt, und schlecht ist, wenn nicht, und diese Absicht ist so sehr eine Aussicht auf eine ungefähre Ansicht, wie der Volksgenosse sich Kunst gönnt, die persönlich, d.h. gerade für ihn nur reserviert, die den Monolog erduldet, wenn er sie gut betrachtet, weil der Mann vom Volke an der Wirkung seinen ehrbaren Anteil hat, die sturzblöd niemals vollendet, obschon der Mund des Künstlers geschlossen, was nicht wichtig ist, solange die Kunst entdeckt wird, sich also wirklich einige andere Münder öffnen, die es ja auch gibt, aber besonders nicht dort, wo die wirkliche Kunst stattfindet, die reine, zwecklose Kunst, der Kinder gewahr, weil sie noch entdeckungslustig, und die Alten sich schonen und es als Kreativität bezeichnen, wenn durch eine natürliche Zeugung etwas zufällig entsteht, und Können, wenn nicht, man denkt sich vieles, und der kleene Mann nu, oh, da ist er schon, vielen Dank, sagt der Künstler, denn heute habe ich etwas bewegt. In der Moderne heut gleicht es einem Umsturz, um Satan den Weg zu bereiten, aber ganz kompakt gelogen hier, was könnt ich andres sagen nu, es ist sehr dunkel an meinem Platze, ob hier ein Satan schon wirkt, wird mir nicht klarer, aber in der Ferne kann man jut sehen, daß dort nichts ist, was sich selbst erleuchtet, wohldenn könnt dort etwas stehn, was?, iech wandle doch nicht bis dorthin, ich bin doch nicht knapp. Aber iehr: freut euch. Denn das ist der Fortschritt dort.

Mitnichten ist es also objektiv so, daß es sich um Kunst streiten ließe, vielmehr kann es gut sein, daß sich stattdessen vortrefflich und genehm über Geschmack bei einem gute Tee auf den Barrikaden streiten ließe, manche aber haben einen anderen Eindruck, wenn sie aus dem Fenster blicken. Ach, der Geschmack. Wenn man aber über Geschmack stritt, ist Wahrheitsfindung folgenlos, weil man nicht Wahrheit findet, die darin auch nicht ist, so wenig sich auch dazu objektiv sagen ließe, liegt im Subjektiven keine Wahrheit sondern Abgrund, womit sich die Künstler gerne befassen wie Schauspieler. Der gemeine Volksgenosse ist aber nicht mit diesem Metier befasst oder in demselben erfasst und hat auch sonst nichts verfasst, als nur seine Ansichten, ist mit seiner Meinung eingemacht, was man Haltung nennt und Courage fördert, und leidet wie lebt täglich abertausende Gedanken aus dem selben Topfe, aus dem sonst die Familie frißt, bei Erziehung ihrer Brut. Wie der Künstler seine Kleider wechselt, tjut es nicht der gemeine Volksgenosse, der nur zwei Kleider hat. Es ist also völlig sinnlos. Gott persönlich kam vom Himmel gefahren und bestrafte jene, die einen Teil der Wahrheit erhaschten mit einem Blitz und nahm die Wahrheit mit. Das Gesindel nun sucht nach Wahrheit, aber die Wahrheit nicht zu kennen, ist Bestrafung. Darum sind die Menschen kreativ und haßen ihresgleichen. Wer von Wahrheit spricht, ist wahnsinnig, und drum schlagt ihn tot, den Hund. Die Mehrheit hat die Wahrheit, also meinen sie Macht. Die Wahrheit ist: fast alle sind verrückt. Der Künstler stellt dar, aber der Mensch ist, der Künstler lebt die Vielfalt der Einzelnen, aber der Mensch die Einfalt der Vielen. Der Künstler will befreien, ehemals ohne die Marschrichtung vorzugeben, sondern um das kleine Pflänzchen, das da neben dem Strom der Schuhe wächst, noch etwas Achtung zu geben, aber das ewige Mantra schallt noch “Vorwärts”, und die heutigen Künstler jubeln angeschnallt, weil sie geistig abgeschnallt, der Luftzug tönt hohl im Schädel, ein letzter Abschied, das aber immerhin konsequent und in drei Tönen. Der Mensch bleibt gefangen in dem seinem Urteil, der moderne Künstler will die Welt beflügeln mit seiner Saat, ist im Belehren geschöpfig und listig, wie es sich von der Obrigkeit sagen läßt, die dem Volk nicht hörig ist, sondern herrscht. Die ganze Welt strebt nach Weltherrschaft, nun denn ist eine Idee, auf die andere nicht von selbst kommen und permanent erklärt werden muß, vielleicht nicht ganz so universell? Muß denn der Kinder Wille so derb gedehnet werden, daß auch die jüngsten Spröße sich zu euer Sonne biegen, die nur fürsorglich Schatten spendet? Egal, was passierte, eines galt: das Volk bleibt, solange die Nation nicht erobert wird. Das ist nicht mehr gewiß. Und der alte, hungerleidige Künstler spricht nicht mehr, denn er ist tot. Aber auch Tote können sprechen.

Darüber läßt sich also viel über Meinungen finden, vorallem aber zeigt sich, daß Meinungen erfahrbar bleiben müssen und das Unterbinden von Sagensmöglichem ein Angriff auf den Schöpfungsakt darstellt. Auch wenn keine Meinung es wert ist, gehört zu werden, ist der Mund zum Schreien, die Klauen zum Zerfetzen, die Fäuste zum dreschen, und die ganzen Muskeln und morschen Knochen zum Töten und Vergewaltigen; die Gewalt, uns zu so verdrehen, ist die Schlimmste von Allen, denn das Sprechen ist entstanden aus Wut, nicht alle Absichten klären zu können und differenzierte sich fortwährend, nicht dafür, daß die tollsten von Allen nun etwas unausprechbar machen, weil sie sich besser wähnen, als die Affen. Sie sind aber schlechter. Allem, was ist, liegt eine natürliche Absicht zu Grunde. Ich verneine also den Anspruch von Künstlern von Kunst mit einer Absicht oder gar Funktion. Er ist ein Künstler, der sagt: “natürlich hat es eine Funktion, indes fragen Sie gar nicht doof, eine Funktion, einen Zweck, eine Berechtigung, eine Absicht, die meine Sicht, vieles, ich kenne sie nur noch nicht. Täglich bete ich, daß sie mir nicht noch einfiele, lebe ich doch zum Gefallen meiner Kundschaft. Und doch: ich ahne Schreckliches.”. Wo wir bei der Politisierung der Kunst sind: natürlich ist das keine Kunst mehr, die da ist, sondern ein Kriegsgerät, um die Welt aus den Angeln zu heben. Das zurschaugestellte, künstliche Ding soll nicht gefallen sondern erschrecken, aufschrecken und erziehen, ganz im Sinne der Obrigkeit, als wären wir eine große Familie und niemals erwachsen, gleich welchen Alters wir auch. Da hat sich die Politik dem Künstler dienbar gemacht. Lieber hätt ich richtige Bettler als solche Künstler.

Was also ist hier nu die Gefahr, denkt man sich, oder sind die Augen noch ganz oben abgestellt, bei den tiefen Schachtelsätzen? Daß man wirklich versteht, was Kunst nu ist. Das ist die Gefahr. Du mein lieber Volksgenosse, da wie du denkst, ist es schon verkehrt, hier könnten also bald deine Barrikaden entstehen, schreib du ja nur dein pseudonymliches ABC drauf, da wie die Kunst dich heut lenkt, wirst du wohl davon absehen. Es ist ja auch eine Kunst, dich zu verscheißern. Denk mal dran, wie du dich fügst, hast manche Dinge schon ungedacht und fast geglaubt, dann haste dich fein studiert. Der Unsinn nimmt zu, aber du liest keine Blätter, das weiß der Bauernfuchs von jetzt auf gleich, was war das denn für ne Redewende, mußt nur die Augen aufklappn? Weißt du noch, wie das geht? Ja, geh du nur, geh du mal ins Museale, und denk dir mal ein Scha­fott, das steht da noch. Ach, du Bengel. Für dich ist es nicht. Was will den einer mit einem Schafott? Leih es aus, mal, eine Weile nur, es könnte gefallen. Es könnte sein, aber davon steht nichts in den Blättern, daß es mit ein wenig frischem Blut wie neu dablitzt. Wir nennen das: Primärölung. Was dann kommt, ist Zorn, steht, hängt an und fällt mit dem logistischen Fortschritt, und der ist gewaltig. Ruhig aber nu. Ist er schon hier, der Fortschritt, steht’s auch in den Blättern. Vorher nicht. Also keine voreilige Panik, meine Herren. Und euch Damen wünsche ich sehr, daß gar eine Art von Schwangerschaft vorliegt, wenn ich an die Jungen denke… Dann aber wieder täte der sämtlichen Frauenschaft im Lande auch eine verschwängerten Heimlebweise sehr gut, da die Heimarbeit in turbulenten Zeiten vor Vergewaltigungen schützt. Ach?

Über die Kunst

2007, Version: 1.0r

Entweiche!, schrieb die bleiche Klinge
und verbarg beschämt ihre Dyslexie.

Lebensgeist!, flutete der Rebsaft
den herrlichsten Herbstpicasso,
den der kniehende Tod je gesehen hat.

Zu mir mit ihm!, stieß der Teufel aus,
aber der Tod sah erst sich unfreiwillig schämend und schwieg sinnierend dann,
solange die Lebenskunst ihn mit der Sinnlosigkeit bannte, die ihn vereinnahmte,
gebahr er die ihm fremde Ewigkeit in jenem ihm fremden Hause, erstarrte vor Ehrfurcht,
als gleiche die alternde Schöpfung einem Wunder.

— Nur bald darauf holte er seine Kinder,
er mit ihr, sie mit ihm,
heim.

Ein köstlicher Blick

2006, Version: 1.0r

Zu mir sang das Leben,
wohl wissend um seine Grausamkeit,
gleichsam in mir erstarrten alle Gräuel,
blickte ich zu ihr mit Feuer,
und wenn es auch mir war Leid,
als die Sonne sich mir näherte,
da sang das Leben vor sich hin,
verlor sich kurz in tiefem Atem,
das ist die Heiterkeit!,
wohl wissend um ihre Grausamkeit,
schenkte sie nur ein Leidensblick,
als sie fiel mir zu Füßen,
und verschwand

Rekonstruktion einer Mordtat

2005, Version: 1.0r

Der Umriss meiner Selbst, haarig und mir fern, reicht von abstrakten Zehen, die ich nicht spüre, nicht vermag, unspürbar jeder Augenblick!, zu abstrakten Armen, die sich nicht regen, nicht mehr regen; der starre Wille dazu ist nicht mächtig genug, und die Maschine nicht willens; das Werk der Lungen arbeitet ungeteilt der Absicht der Krankheit, meinen Schmerz zu erheitern durch die größte Nichtigkeit: Stille — weder fühle ich meinen Brustkorb sich heben, noch mein Herz … mit sanftem Schlage vibrieren — öffne ich meine Augen, so vernehme ich neben meinem elendigen Begleiter, der Schwärze, aufhellendes Licht, Lichtreize, und noch verzerrter als im Stillen, mit mir…und dem Schmerz — er verdrängt meine Sinne, Zehen, Lungen, das Herz, und meinen Verstand, durch und durch bin ich erfüllt… mit ihm, und fühle mich gar nicht… wunderbar — die größte Nichtigkeit nahm den Platz ein, den das Leben sich vorher zu teilen vermochte — es wurde verdrängt, “Verdrängt”, stöhne ich, und merke Boden, den Boden in meinen Augen, um mein Lid gar bis zum Naseneingang hin, feuchter Boden, der sich ins Auge begab und dem Blindheit unzufrieden ummehr nun Atemschwere! — um immer meine Niedrigkeit hervorzuheben — wunderlich, fühle ich nichts, aber der Boden!, mir näher als ich selbst! — eine Nacht, oder zwei, was mag denn vergangen sein? — ich weine, Tränen, die fließen — hart ist er mir unter, so flau scheine ich mich zu fühlen, so flau, daß ich die Erde als harte Last empfinde, mit der Gewalt in meinen Sinnen, Elend, nenne es da meinen Halt, als daß ein harter Untergrund mich beschweren könne! — ach, sogar im Ohr scheine ich Boden zu haben, als wäre er nicht nah genug, so als ich mich in ihm vergraben müsste, dichtumschlungen wie ein Vater schützend, ein trocken’ Grab, in Ursubstanz, nur tief, und das Rieseln mich in Schlafe wiegend; — nunmehr in meinen Haarspitzen gar ein Dreck, der Haare sich verknoten lässt!, was, wie beschwerlich noch das Kämmen? — zurückgeholt, längst zurück, hierda ich bin, fürwahr, hierda! — um mich, nicht Leere, eine Veränderung ich zu spüren fähig, eine pulsierende Vibration auf meiner Haut, mein Schmerz, den ich halte, so um ihn daeinst zu töten bedacht noch halte, eine jähe Regung, unmehr eine, zwei,… zehn — ich zähle mit und alsgleich stocke — ich stocke, als mich etwas schroff umschlingt und tastet, schleift, mitschleift, wo auch das Ziel sei, Unkenntnis dessen ist bekannterweise modern und andernfalls reaktionär — hiermit ist sich anzufreunden, zufrieden zu stellen, wieso sich wehren, wenn keine Not, Glaube und Angst nur — denn nie Not!… und Macht, ob seicht und schwitzend, dahinsiechend, gebrochen, verkommen und nieder, zermürbt; zerschmettert, zerklüftet in Flüssigkeit wie eines unedlen Metzes bearbeiteter Fels, aus dem das rote Leben gedrungen, da ER ein anonymer Verräter der Kunst, innewohnendes Übel, und sich alsbald er zu schwärzen begann, hiermit die Farbe des Glückes sich zeigte, sie sich nieder sammelnd, der Ort des Ursprunges der Qual, aus dem und der alles entstand,… eines Unmenschens, der aus gierender Langweile sich mit der Unendlichkeit der Endlichkeiten zu verewigen gesinnt war, nachdem ER den Tod erschuf zum Vergeben eines Sinnes sich selbst, und seine Sünde die Meine nannte, um sich von seiner Last entgiltig zu befreien fähig, denn wie die Schöpfung selbst ein Ebenbild, so des Menschens unablässige Nachkommen, und verdammt, ER!, der Qual zu Leben, muss ER gut sich seiner Taten quälen, ist nicht zu vergeben, nicht der Taten, die ER zu befähigen gewährt mit schwacher Hand, die nieder donnert: junge Risse im Stein, jeder wie ER, sich selbst überlassen — Keine Not, denn nie… Macht, Hoffnung und Glück nur, und, schwach, immer schwach, denn nie Macht, denn Leben! — alsbesser wohl wäre es, Verdienst auszustellen, nach mir, gerechten Verdienst, der sie mir gleichstellen wird,… oder erst unter mir!, unter mir müsste dann viel sein, wäre ich mächtig genug — aber: wieso sich wehren, als die begleitende Hand zu erscheinen gewagt zu glauben wurde und sie nicht, nicht! erschien, wenn Not nur, denn Not immer unterlag und verborgen wurde, tief es zwanghaft jeden Blicken zu verneinen gesinnt war, zu tief, sodaß daeinst das gemeiner Vorstellungskraft Glück die Not nieder stürmend drängte, bis der Grund gespalten und jene Trümmer das Glück zu bändigen suchen, er verstaubt rissig durch die Gewalt der Not, die sich wachen Augen nur in Ansätzen erkenntlich zu zeigen fähig und des Tarnens freudig, wie auch sie innewohnend in jedem, wieso sich wehren, wenn Glaube nur, denn Glaube nie hat Berge versetzt geschweige mit mächtiger Hand Felsspalten aufgedeckt, wenn Angst nur, denn Angst als hätte ich Not, wieso sich wehren, wenn Not?… — meine Arme schleifen, ohne meinen Befehlen, sich am Untergrund festzukrallen, zu folgen, Arme und Körper streifen an Hartem, wohl Gesteine, vorbei, die mich zu Weilen auch stöhnen lassen, oh Schmerz, erheitere mich, gebe ich mich dir hin, erheitere mich, denn ich mich gebe dir hin — was gäbe ich nicht! …für ein Augenlicht, ein helles, daß mich erleuchtet, was mit mir geschieht! — Helle, die mich Nähe spüren lässt wie auch Licht und jedwede Wärme, welches die Stille zur Besinnung nach den Sinnen erheitert. —

Und aufgewacht, nicht Nacht, allein? und helles Licht, mein Licht, Augenlicht, Licht im Auge — so stehe ich, fühle meine Arme am Bauch, meine Gefühle, nehme sie, taste und fasse, gehe in mich, fasse, greife fest an meinen Bauch, fasse, drücke und gehe hinein… Gedärm… in meiner Seele — Gedärm! — Meter für Meter, lange ich, Ursprung erklimmet!,— wie erquickend die Nähe! Elendig!, greife ich in mich, finde mich, selbst mich, selbst ich finde mich wie kein anderer; tief greifende, unerträgliche, schmerzende Nähe; ungleich bevor unnah — wie gerne ich meinen Darm, der da wie eine Nabelschnur sich entferntet zum besudelten Boden, an den ich gebunden bin, und mein schreiendes Blut mit geschlossenen Händen zurückführen, tauschen würde gegen das Verdrängte, gegen das verdrängte Ich! — so reiße ich fortwährend, tief innerlichst bewusst mein Innerstes, um die Schwere zu beseitigen, entdrei — zaudern, der Schmerz! — unabdingbar mein Wille. —

Offen die Augen, die ich geöffnet habe, weit offen, und grell vernehme ich neben mir Elendigem die Erinnerung, den verblieben Schuldner, helles, aberjauchzendes Licht, einladend und immerzu lockend — gleißend, und ich Schatten, selbst Schatten, allerorts fehl, Reize von Licht, und noch verzerrter als im Stillen, mit mir…und der Abtreibung im wobenden Krater der Wahrheit — sie verdrängt meine Sinne, meine Zehen, meine Lungen, das Herz und meinen Verstand, durch und durch bin ich erfüllt, mit ihr, und fühle mich gar nicht… wunderbar — die größte Nichtigkeit ergriff ihr Heil in mir, das Leben wurde verdrängt — verdrängt!, “Verdrängt”, stöhne ich, flach atmend, und merke meine Hand in den meinen Därmen, geflüchtet um wärmendes Fleisch wie einst gebürtig genossen, Heimat, ja das ist Heimat!, und Feuchtes in den Augen — Kot, der sich ins Auge begab — um immer Niedrigkeit beachten zu lassen — wunderlich, fühle ich nichts — aber er! — ein böser Traum, oder zwei, wie viele mögen’s denn sein?, daß ein Alptraum alleine! diesem nicht zu gleichen vermag, in Nichts!; — Ein erlebender Körper, geronnen, das Blut, die Tränen im Boden, und Blut in, an und unter mir, Tränen wohl geborgen wie ich einst mir vorzustellen pflegte, wie als ich ein Samen wär´, der sie erwarte um zu keimen, nicht abzutreiben; zertrümmert fühle ich mich, so elendig zertrümmert, daß ich die Wahrheit als Last empfinde, als daß ich mich jetzt noch quälen könnte! — eine Vibration spüre ich, zwei,… zehn — ich zähle mit — ich stocke, streift etwas denn mich? — ich stocke, als mich etwas schroff bekehrt, zumindest den Ansatz der Erniedrigung, Zuwendung einer alten Liebe, merke ich auf, geronnenes Vertrauen, streift, abstreift meine Seele, wo auch das Ziel sei, Unkenntnis dessen ist bekannterweise modern und andernfalls reaktionär — wie geschieht mir hier elendig! — mein Körper streift an harter Luft vorbei, als wäre jedwede Last gewichen, und da!: der tiefschwarze Rabe greift und greift, längst hat er sich satt gefressen, pickt nunmehr nicht mehr, viel mehr sitzt er unzufrieden und erhaben vor mir auf meinem Darm, der da uns mehrlagig und vielschichtig verbindet so ich sehe, lang vor mir, Häufchen zu Dreck — blutender Darm, und Kot! — ach, ein Thron für seinesgleichen, Blut am kurzen, wurmlangen Schnabel, wohl spitz, leicht offen und begierig lüstern, und Fleischesfetzen im herrlichen schwarzen, facettenreichen Gefieder — nahm er doch nur, was er gab — er sitzt, unbeirrt seelenruhig, totengleich, als wäre ich! unzufrieden, ich! unzufrieden mit dem Augenlicht, ein helles, das da mich hat erleuchtet! — Helle, die mich Nähe spüren ließe wie auch Licht! — kein Wort, auch nicht von mir — karge Weite um mich, Stille und Starre, nebeneinander ich der Verhämte, er und ich, ehemals, und so verbleiben wir. —

Und nah bin ich ihm, wer war ich, wenn ich von Nähe sprach — was war Nähe denn, fühlte ich doch nicht(s) — gewonnene Gewissheit ist nicht über, sondern unter Augenhöhe… — Ha!, ergreifen hätt´ ich´s sollen, hoch streben und werfen das Ungetüm nieder mir herfort, weiten bis zum Fall im schleudernden Fluge bis zum Tode desselben… — bis Maden auf Knochen treffen und sengende Hitze erstarren lässt — unterwegs im tiefen Fall der Ewigkeit bis zur Unkenntlichkeit der Zeit… oder ich am herrlichen Gefieder ersticke; nein — vergelten, rückwirkend vergelten, kann ich es nicht — ich bin des Fliegens nicht mächtig. —

Haus der Spiegel

2005-2013, Version: 1.0r

Rost. Der Zerfall. Hienieden im Freien, wo ein Regen sinkt, klare, dichte Nässe zwischen aufgeweichtem, tanzenden Boden, und triefender Wolkendecke. Hier in unbekannter Erscheinung, der Ferne anhänglich, dem Kranken weichend und doch unabänderlich dem Erdball Sklave, hier krausende, bleiche Zungen, die tobend fragmentieren, eilig sich überlagern, und mit des dumpfenden Ohrbebens erniedrigendem Erzürnen schleudern die verkörperte Vertierung niedriger Gedanken, hier ein wütiges Rauschen tiefer Gedankenschwalle — ganz klanglos wie die Erdendröhnung und feuerende Sternenschweife, ein lockender Umstand, eine Gelegenheit der Armut, sich zu erdrücken, über und neben stapeln sie sich, Getier, ein Bein auf Spieß, eins durchsticht ein Obiges und andere die Neusten, die nur so fallen, die lautlos sich einreihen, der Schwerkraft trotzen, bewegende Glieder in lethalster Unbeweglichkeit, hier und da Undurchdolchte, die sich suchen für einerlei, kurze, Dauer und jetzt auch nicht schon empor vergraben und Stell-dich-ein Landschaft, ursächlich dem aufbrechenden Grund ein trotzendes Gliederpaar, daß nach unten bricht durch die bloße Decke von grün durch braunlich peitschenden Tönen zeits sturmgleicher Lage unfassbarer verelendenden Gewalten, erratische Zuckungen als letzte Lebensbeweise — oder auch nicht, zornige Schreie rings ums Heu, jäh auch ein Blut erbrechend nebst Fäulnistierchen und wie sie sich trieblich tummeln im Schutze!, recht tanze ringsum mit dem atonalen Gerausche, der eine Regen. Hienieden im Freien.

Unverschont, das alte Viehgestell, sichtlich einst bräunlich, mit feuchtem, modrigem Heu letzten Jahres wie auch der vorherigen, nun ganz vereinnahmt verdeckt, mit ehemals fast von Aushub begrabenen Holzrädern, auch Gestänge und Schienen, davorne, neben ihr, der Scheune, ein Platz, so verlassen, von aller Arbeit, und so erfüllt, von der Notwendigkeit derer.

Geistesgleiche Abbilder von Vögeln neben ihren leeren Nestern, verzogen. Und alles in der Scheune.

Es rostet, das Werkzeug. Lange rostet es schon und dieses gemeine Ereignis vielerorts wurde akzeptiert, stand er eines Tages vor der schon erheblich hinausgezögerten Entscheidung, Platz zu schaffen, in der Scheune, für seine Arbeitswerkzeuge, oder für Lebensnotwendigkeiten, die Scheune aber längst derarts nicht mehr fassen wollte. Es rostet, seit Jahren, die Gabeln, draußen rosten sie, mit allen übrigen, entbehrlichen Dingen — doch schreien die Kühe nicht. “Psst”, rief er. “Psst” zu welchen Mäusen im Stroh. “Psst”, rief er, den wohl nahrungssuchenden Vögeln nach. “Psst”, rief er in den Stallungen, “Psst”, rief er dem Gewissen nach. “Psst”, rief er in die seine Welt. Aber jetzt war es Nichts, einem Nachruf gleich, kein Unklang, kein Widerhall, nur eine behagliche Ruhe, die ihm lieb und er sie vor sich ihn säuselnd und eifrig spielend sich verlor in einer unausstehlich wirkenden Tiefe, der nicht eine Einladung voraus gehen musste. Kein Griff, kein Zug, kein Weh.

Morgens, aus seinem lieblichen Schlafe muntert es ihn ungemein auf, einen Blick vorbei zu der verschlossenen Scheune zu richten — jede Nacht erfahre ich es. Immer halbschläfrig, wach und im Schlaf, findet er den Weg ins Haus. Große Augen aus dem Bad, den Kühen angeneigt, waren sie ehemals so klein: vorher die Vorhänge, dann freier Blick auf den Stall. Stiefel von Gummi, vertraute Schritte in kurzen, behäbig er mit güll’rem Eimer wandernd zum Ausgang. Dahinter, seine Tiere im dichten, riechenden Stroh. Die Stallung wartet. Er geht. “Freiheit, endlich”, dachte er; sie trieft immer noch. Da! Er kommt wieder, eimerlos, und schon wendet er sich vom Eingang ab — die Arbeit sei getan? “Brot, Brot brauche ich”, beschließt er. “Brot”. “Und Butter”, “Butter brauche ich”, beschließt er. “Butter”. Also. Dann lassen wir ihn mal gehen.

Geschirr. Der Zerfall. Drinnen, wo nur der Hahn tropft und sonst wie das Dach solide dichte erscheint, es wurde erst kürzlich, im wintrigen Mondschein eines Tages im Frühherbst, begutachtet und minimale Korrekturen vorgenommen (vor allem verkleidete er die Außenwände), um den Wert der Behausung nicht zu verringern.

In der Scheune und im Haus hob er Vieles, eigentlich Alles, undzwar alles, was in einem Gut dieser Art sich ansammelte, eine ewige Dauer lang, auf, denn füllte manche Stallungen, das große Haus, vom Kellerboden bis zum höchsten Dachgiebel, und die Scheune.

Grabtücher der Spinnen verkleideten jeden Rat, selbst Gänge durch silbrige Netze, auch zu Hauf Exkrementiertes, beiliegend, entstanden; und alt war jenes, das sie beschützten, nicht. Vielmehr befielen wie Bewahrer jede neu ausgefüllte Nische kleine und größere Insekten erst, eine Wachsschicht aus toten Körpern verkleidet Staub, dunklen Konstrukten, kleinen urigen Stelzchen und Stifte, die aus jedem Körper so lustig ragten, von sachten Winden noch wimmerten, die durch die Poren der Wände zogen, aber verblieben unweigerlich verklebt, und vollkommen ohne Willen, durch kleine Fühler selbst die stärksten Winde passieren ließen; sie verendeten tatsächlich alle rasch, und dann erschienen immer auch die Ratten, große, die auch nach Zeit zu entschwinden wussten, so ist alles verbraucht, entwirrt und wird magisch. Daraufhin stellte sich eine bemerkenswerte Rührseligkeit in ihm ein. Die störenden Gedanken, deren Existenz es in seiner Festung zu vereiteln galt, dem Inhalte wegen, denn es galt zu bewahren eine empörende Sonderbarkeit, die des einfachen Mangels und mangel am Einfachsten, kamen ihm erst gar nicht ins Haus. Entsorgen, Nein, konnte er Nichts, konnte er nicht zerstören, was er hütete wie ein Geheimnis, und sich ihm jeden Tag aber selbst erklärte. Bei ihm dennoch: Scherben. Berge von Geschirr, beschmutzt, benutzt und wartend. “Butter-Brot”, raunt er, während Speichel sich von seinen Lippen löst, der schon im Stall orts Blasen auf den Lippen warf und ein verschmilztes Lächeln begierig drängt. Geschmiertes Brot auf der Untertasse (andere knirschen zierlich unter seinem Gewicht, als würden sie ebenfalls die Einfältigkeit zelebrieren), denn Teller in Scherben lagen übereinander, in Splittern, gegilbt und gebrauchsbedingt meist bräunlich befleckt, hier und da zerlaufende Striemen; Abendbrot.

Dann höre ich die Kühe schreien, nicht fern, und auch er wird sie gehört haben müssen.

“Ja, die Arbeit ist getan”, erkannte er alsgleich und begab sich in den Schweinestall, um zu betten. Nein, in der Küche könnte er nicht schlafen, das Haus ist für ihn zu klein, zu klein war es, muss es schon immer gewesen sein, schon immer — nie hatte er dies hingegen bemerkt und als Folge weit reichende Konsequenz daraus ziehen können — , denn aus welchem Grunde (was ändert sich denn schon in seinem Hause?) hätte er es denn früher anders empfinden sollen? Es gab aber Prüfungen, sehr genaue Prüfungen, von denen vergleichsweise die Ungenausten resultatlos ihm erschienen, und die Genauesten … hier dachte er sich zu behaftet, und geneigt, daß er fallen könnte, die Unbehaglichkeit des Seins und das Verschwinden der anziehenden Geheimnisse erfüllten ihn zu sehr, sodaß Nichts — niemals — entfernt werden konnte; zu klein war es aber auf jedem Fall, anders konnte es nicht sein. Wie es sich alles begab, selbstverständlicherweise: so geschah es. War er also müde, und das ist er, dann hörte er gar die Säue nicht mehr, und eine intimes Bedürfnis nach Ruhe stellte sich ein.

Der Hahn kräht aus dem Mist. Die Scheune war voll. Da geht er hin mit den seinen Blicken, aber die Stiefel führen ihn allmorgendlich ins Haus, neben der Küche vorbei zum Bad, an und über allerlei Gerümpel vorbei, in Heiterkeit, steigend. Es war hölzern, das Haus, der Scheune gleich, kaum Beton, oder gar Glas, woraus die Fenster zu sein schienen. Sie waren es nicht. Eher sind es sonderbare Spiegel, durch die er die Scheune betrachtet. Spiegel, durch die das Sonnenlicht nicht ungedämpft zu geraten vermag. Morgens durch das Fenster im Bad scheint es ihm sehr nah, die Scheune, so nah, daß alsbald er Minuten gafft, dicht am Ausblick, seinen Blick eindampft. Tag ist es schon, denn die Sonne zeigt sich. Nacht ist es schon, denn ich wache in der Scheune, wenn die Sonne scheint, und lobe mich der Freiheit, wenn es mir mich zu zeigen gewährt wird.

Der Hahn kräht. Die Veranlassung. Er, müde, geht morgendlich grunzend ins Bad, torkelnd und ungewaschen, mit schweinischem Duft, den er lieben gelernt hat. Betrachtet die Scheune, wahrt Distanz gar, aber Pflege muss ja sein. So als er sich zu pflegen beginnt: “Moment”, denkt er sich. Alsbald die Sonne die Scheune erhellt — ja, vorher sah man nichts, schaute man nach draußen, so man nichts sah —, vernahm er die offene Tür. Neuerdings offen, sah er diese Tür geschlossen, noch gestern früh und stets, schien sie ungeöffnet geblieben. Offen war sie, habe ich sie zu verschließen vergessen. Sie kommt und bringt ihm Brot und Butter. Ein Blick, und die Scheune war keiner Beachtung mehr wert, das Haus begann sich mit jedem Bissen zu leeren — wie ein Schwein.

Inkontinent

03.2005-2013, 22.02.2015, Version: 1.2r

Mich plagt mein Leben. Hilfe? Nein!, dem ist nichts dazuzugeben. Ihr wollt mir noch mehr geben? — fein! Nehmet mir weg, hinfort sei all mein Sein!

Zerpflücket es nachahmlich wie eine Rose, die Euch sei ein herrlicher Abschiedsstrauß, und später nach schicklicher Zeit der Liebkose, daß ihr entfernet das Wasser hiraus.

Oh! …Wohleher ist folgendes mein Bedarf: verstecket in Amphoren, was ihr habet nun schwarz und brach, zum Tode habet auserkoren! Verdorrt der Strauss dort etwa nicht? Und ihr weiterhin Euch freut? Erstmal nur eines: verbitt’s Euch, liebe Leute!

Nun gut, bekannterweise ist Reue nicht gesittet, wenn Klugheit allemal vermag auch Reue zu überzeugen, sich selbst nunmal abzuschwören, wohldenn: klug zu handeln bedingt sich zurückzuwandeln!

Verdrehte Augen mit verirrten Blicken — Seid ihr es!, die ihr müßet Euch in Amorphensärge schicken! Und schnell! …Und acht! Auf Liebeschwingen stumpfe Metzgerslieder singen! Die Liebe zum Leben der es nicht sollte geben er frönt! Wie wahr! Es ist mir über!

Ein Liebesstrauß? Ein Mißverständnis! Liebe ich nicht, es ist nur Übelkeit. Übelkeit, die selbst herrenlose Gefühle erkannt, Gefühle, die zu nichts nutze in ihren Auswüchsen als zu ihrer giftigen Herrlichkeit, deren Aufblühen ich meiner Inkonsequenz verdanke.

Ach, welche Zeit muss ich mit mir noch teilen? Uneiner Gedanken fixiertes Verweilen, uneine Gedanken verneinen, …mich und die Welt. Erstrecht Glaubensätze, die sie zusammenhält. Was darf ich nunmehr tun, was darf ich nicht? Daß nicht die Welt zusammenbricht!

Seht ihr’s denn nicht?: daß jedes Mittel, jeder Wunsch, kein Fortschritt bringt, kein Licht. Nur Dunst…der Dünste… Oh, ich! Ja, ich! Oh, ich doch weiß, ich weiß es!:

Dunst wie trostlos, welch modisches Gewand, weit und fest es dem Gesäße ab Euerer Füße verbirgt… Das wirre Zappeln der Standbeine bleibt für den Betrachter desselben wahrheitsgemäß nur unbemerkt. Braucht ihr denn Euere Füße nicht? Schert ihr Euch nicht wohin sie Euch leiten? Ihr braucht sie nicht? Modern! ihr! seid!

Laßt ab, legt ab diese Gewänder, um die Wahrheit zu der Erlösung — Erlöschung — Euerem Selbst! zu begleiten. Gar das Leben hat Euch mancher Tage gern, erst die Wahrheit dann!

Euer Gewänder Kargheit von pandemischen Zügen ist unmöglich durch den madigen Stoff zu verschleiern. Nur scheinbar könnt ihr Euch selbst betrügen, seht Ihr denn Euere Tränen nicht?, die da und dort hinablaufen?

Der Tod ist auch nicht zu übertrumpfen, in dem ihr ihn stattlich Euch zu Eigen macht, wie ihr da lacht und lebt zerrt ihr an seiner Klinge.

Der dichte Schatten Euerer Zuflucht: ein lichtundurchlässiger Lumpen Gruft! Drohen sie nicht zu bersten? Gebt Acht! Nun gebt Acht! Wollt ihr denn rückständig sein?

Ihr kennt Euch doch nicht, habt keinen Blick. Und erst Recht kein Gespür für das Leben daselbst. Ihr legt Euerem Leben so vielschichtige Bedeutungen bei, propagiert Freiheit und macht Euch doch unfrei.

Die Verpflichtungen, die ihr Euch auferlegt, welcher Lohn kommt nach der Müh? Etwas kommt, soll kommen? so ist Euer Maß verkehret!, gleich Euerer seltsamen Bekleidung die durch diese Makel wird erkläret, Gedenket Eueres Irrmaßes!

Obgleich einer Bewertung jedes Tun zerstörende Kräfte in Anspruch nimmt — ist’s nie mehr als das!: Destrukturieren! Die Wahrheit aber war Euch immer fremd. Das!, ja, das!

Ihr nennt es Leben und ich nenn es Mord. Nennt ihr es Schaffen, so spricht’s doch gleich mit Euerer bewanderten Stimme, das!, ja, das!, zittert vor dem Wort… Ihr sprecht’s nicht, nimmer sprecht’s ihr! Das Gewand bedeckt auch Euere Sinne!

So will ich doch ruh’n, fern jeden Müh’n, die ihr zu gern Euch bemüht, ihn’ nah zu kommen, und zu der Aller’ Konsequenz langsam schreiten. Selbstaufgabe, pah! — ist’s hier mehr, vielmehr, ein ebener Weg, der mich wird behutsam leiten.

Einwand: Verantwortung, ja, das kennt ihr, spricht Euereiner… Verantwortung, gut und schön, so sprecht’s: .

Pah! Könntet ihr mal nieder gehen — nieder Eueren Sternen! Unter Euch, welch Ungetier, sagt’s! — Euerer Stimmen Worte nach. Zu Töten dieses ist des Lebens Lernen, nicht Lebenslehre. Nicht mehr. Und schweigt!

Verantwortung — das wäre, Eueren Boden nicht zu mißen — bei jedem Schritt — und achten jedes Geschöpf… mit euerer Existenz recht zu vereinbaren.

Tritt auf Tritt nicht diesen tanzenden Sternen nachzuschauen, da ihr keiner seid, verlogenes Pack!, wessen maßt ihr Euch an?!

Euer Pfad ist nicht eben für euch ausgebreitet und wie tief ist der Fall. Steht ihr dem Abgrund immerzu nahe, so fallt, fallet, schreitet endlich zur Bahre! Es zeigt hinunter Euch ein klüftiger Wall Definitiv! die richtige Wahl! Ihr wollt über and’re herrschen und richten? Vernichten! Vernichten! Vernichten?

Euere elenden Monologe sind mir nur Schall in meiner Mitte — Euere Sterne, so fern Eueren Herzen, ziehen mit herben Drall Euch zu Schmerzen— als wenn ich nicht mit Euch litte Ich weiß es!: wäre es Verantwortung nicht, von dem Getier zu wissen, und achten es? nein!, spricht’s, das Leben ist mein!, spricht’s… Gesindel!

War es doch nie mehr als das!: Destrukturieren! Die Wahrheit war Euch aber immer fremd. Das Leben ist, ja, nicht Dir, nicht Dein. Wie Dein Haus auch nicht Dir gehört! Es ist dem, der die Verantwortung nutzt. Euch ist es nicht! Ihr nutzt das Leben!, holdes Pack! Verdient weder Freud’ noch Leid. Und ich? Selig sei mir die Ruhe! Ja, man wird ja wohl noch schlechter träumen dürfen!

Das!, ja, das! Verantwortung ist dem Rechten, der um die Umstände weiß: Nieder Euch sind dieselben, zum Schöpfen verdammt! Akt um Akt, Mordakte auf! Verbietet doch das Schöpfen! War es nicht so, daß das Böse gar entkreuchte Euerem Gotte? Und verdammt! Der Qual des Schöpfens, kein Geschenk, keine Gabe! Fades Gelage produziert fahles Gehabe

Wie die Schöpfung Mensch ein Ebenbild, so des Menschen unablässige Nachkommen, Und verdammt! Der Qual zu Leben — muss dann erst ER gut sich seiner Taten quälen! — ist nicht zu vergeben.

Lasst ab von dem Destrukturieren, von Euerer Religion, denen, die Euch schufen, verabscheut allesamt! Und drückt Euch aus! Mordet doch Euch! Wollt ihr denn dem Tod ein gutes Beispiel sein?

Konsequenzen, spricht ihr laut wie überflüssig, so vernehme’ ich den plärenden Choralgesang — wie als wenn ich in einer überfüllten Halle wär’ — aber nur Verzweiflung in den Worten. Lasten, höher als ihr, in abertausenden Arten und Sorten bringen Trauer Euch nur da ihr von allen Orten und Plätzen nicht loszulassen vermögt.

Lasset dem Feinde kein Einhalt gebieten “denn dieses Gebiet dient heut und für immer als mein gelobtes Revier” und die Zellen Euere Kammern sein “in denen wir immer satt und benommen uns erlustigen an guter Gesellschaft” Die Strafe kann auf den Sträfling warten! “also wir sind ja überhaupt nicht von schuld” So geht ihr um! Und ich bringe Euch…!

Nichtig und allein in Euere Zelle Ihr wollt drin nicht schlafen, so wollt ihr nicht sein Euer eigen’ Geselle ihr lehnt ab und verdrängt im Namen der Wahrheit der höchsten Eueren Rechten Instanzen Euere Unvollkommenheit Sie sei zu lösen durch Euerer Gewänder Stoff… So glaubet ihr? Denket doch!

Eine Abfertigungshalle das nur und bleibt es auch: faulende Lumpen dicht an dicht verängstigte Züge, verzerrende Sicht. Mit unseren Sinnen sehen wir keinen Weg, drum leben wir in unseren eigenen Welten. Wie als wär’n wir auf einem Boden im finstren welcher sich ständig bewegt Und lassen nur uns an unsren Plätzen gelten. Einem Erdball gleich, fern unseren Sinnen stehen wir doch niemals still.

Bildet Euch nicht ein, es gäbe etwas zu gewinnen, was wäre von ehrbarem Wert auch wenn ihr es zum Spiel macht, indem ihr ALLES setzt. Mit Ehre hat dies hier alles nichts zu tun. Verkrampfet nicht in Eueren Hoffnungen und Wissen mit denen das Verweilen angenehmer anzunehmen sei. Ihr müsstest doch endlich wissen: macht Euch von der Lüge frei.

Dennoch: ich beschreite meinen Weg, mein Applaus ist Euer! Nachhall, um Euch zu weisen! Nicht ich lebe gut, aber bewusst. Nicht ich kenne den Weg, aber ich sehe Euch scheitern. Nicht ich werde siegen, aber jene, die mir folgen. Und falls Sie alle dennoch scheitern: was habe ich gesagt?

Hinlänglich beengt mich Euer Anwesen, besonders des Raumes Präsenz, scheint doch kläglich Nichts zu Enden. Wieso ist dem Raume nicht zum Platzen gleich, der Gesindel Verstand ist doch seither unerreicht! Pack!

Uneiner Gedanken fixiertes Verweilen, uneine Gedanken verneinen, lasset ab! Bin ich nicht zwei! Welche Zeit muss ich mit mir noch teilen?

Final das Ende, welches belebt… Vorkommet er den Toten Der Tod — der Antrieb Euerer Welt. Pack!, segnet Ihn, Eueren Helden! Trauert ihnen nach, Eueren Verstorbenen, auf die ich spucke! Ihr begreift’s nimmer!

Verweilen… Ach, welche Zeit muss Unsereiner … mit sich noch teilen?

Seht ihr’s denn immer noch nicht? Ihr Plagegeister!, lehrt doch Euch etwas Schlechterem! Redegewand sei er ja, bleibt er aber nur ein Menschengericht.

Was ich darauf entgegne: mir fehlt keine Tugend, Herz weder Hirn. Mir fehlt auch nicht Leben, den Tod hätt’ ich nur gern’.

Doch vor allem maße ich mir nicht das Leben an. Wovon sprichst du, das fragst du? Von der Destruktion, die nie hat Vergang!

Ich geifre? gerne? Lob? Tadel? — ihr wollt mir noch mehr geben? — Nein! …Bin ich doch kein Kind der Moderne… ich will es nicht sein!

Wisset: alles ist Kunst, der nie versiegende Quelle Interpretationen und des Betrachtens! verbrennet Bücher und Werke in großen Kreisen Später ersticket die Flammenwalle, Werke, ach, wie sie alle heißen, mögen die Flammen ergreifen mit zündelnder Glütkralle Und fortsetzen der Menschen tun:

Geendet und überwunden ist das: schaffen, werden, sein, betrachten, fragen interpretieren, verweilen, teilen, leiden, sterben!

Das wollt ihr nicht? Ihr Narren, es liegt nichtmal in Euer Möglichkeit noch seid ihr befugt. Aber ihr müßt Euch wehren, immerzu!

Ach, welche Zeit muss ich immer noch ertragen? Fremd ist mir die Welt geworden. ich nur will den Tod mit Euch teilen! Ihr nennt es Leben, ist’s doch bloß verweilen!, verweilen!!, verweilen!!!

Seht ihr’s? Nur Dunst. Euer Antrieb. Treibt ihn Euch aus!

In fünf Gedanken von dem Anderen und Einen zum ganz Anderen

19.06.2014, Version: 1.0r

  1. Für das Leben zu Kämpfen, heißt, manch’ anderes Leben aufzugeben, heißt das Leben aufzugeben, niemand kämpft für den Tod, denn der Tod ist nur ein Mittel im Kampfe, und das Mittel der Wahl ist aber Leben; Stärke demjenigen, der entscheidet, wer aufhört zu Kämpfen, Stärke demanderen, der entscheidet, wer aufhört zu Leben.

  2. Für den Frieden zu Kämpfen, heißt, manch’ andere Frieden aufzugeben, heißt den Frieden aufzugeben, niemand kämpft für den Krieg, denn der Krieg ist nur Ausdruck eines Kampfes, und der Ausdruck der Wahl ist aber Frieden; Stärke demjenigen, der entscheidet, wer aufhört zu Kämpfen, Stärke demanderen, der entscheidet, wer aufhört mit Frieden.

  3. Leben und Frieden sind einander nicht verträglich, aber das Leben setzt sich fort, es setzt sich durch, aber wird nur dann erlangen, wonach ihm trachtet, als es verschwindet.

  4. Stärke zu entscheiden ist eszentiell, denn es braucht Stärke, Entscheidungen durchzusetzen und ihre engeren Folgen zu überdauern. Es gibt keine richtigen Entscheidungen, wie es keine Wahrheit gibt. Stärke demjenigen, der entscheiden muß. Denn er ist der Friedensbringer, der kämpft. Der Heilsbringer, der sich nur selbst retten kann. Und Stärke demanderen, der ganz Mensch geblieben ist, und seinen Kampf noch vor sich hat.

  5. Welcher Zustand drückt sich durch Frieden aus? Durch Entscheidungen gelangt nunmehr der Mensch zu größter Macht über die ganze Welt und all das in ihr noch wohnende Leben. Ohne Entscheidungen ist der Mensch frei. Ein freier Mensch kann nicht mehr seinen Verstand benutzen außer in dem Versuch, den Verstand ständig zu bezwingen. Ein freier Mensch bringt nur Leid in die Welt, wie jedes Tier, und kämpft gegen seine innere Welt stets, nur wie ein Mensch es kann. Entscheidung bringt unvorhersehbare Folgen gegen Leben und Frieden, gegen Mensch und Umwelt. Wer nicht entscheidet, bringt spruchlos Heil, wer entscheidet, dient allzusehr dem Tod. Entscheidet keiner, rettet sich die ganze Welt vor dem Menschen. In Frieden zu Leben, heißt, die Welt zu verschonen.

An alle Führer dieser Welt

06.09.2014-23.07.2015, Version: 1.5r

An alle Führer dieser Welt:

ihr habet euere Sklaven.
Nun, wohl ihr euch gesichtet,
wohlgenährt, seyd unterrichtet:
nicht daz Erbarmen ist es, dasz
daz Schweigen ist ganz ausgerichtet.
Es sind die Sklaven, die sich erbarm
und wohlgesichtet duldsam dien’,
obwohl all’ ihr ihn’ nicht habhaft seyd,
gehet es auch wehrlos und wohlgesittet vonstatten,
dasz viele euch dienhaft seyn,
daz aber ist die Sensation
und mein erheblicher Zweifel an der Welt.

Seyne Natur ist nicht die des Führers
aber seyne Worte sprechen für ihn.
Duldsam sind wir, weil unzere Worte schweigen.
Aber seyne Worte unz klinget so wohl.

Er seynes Namens wird gerichtet,
wenn vergang’ Tage zugerechnet
und alle Tat gerächtet,
wenn die Schuld angerechtet
und unverfänglich Recht nach Übel trächtet,
gleiches Recht für alle Mannen gilt,
selbst gierige Gesaszen die Welt verschonen,
undwenn ihr freyer Geist sie hat noch nicht erfaszet,
so laszet ihr gleich nicht zue,
dasz einer für Euresgleichen spricht,
weil ihr selbst wiszet, so alles notwendig tue,
wenn möglich und lieblich sich trifft.

An alle freyen Männer, welche reinen Herzens sind:

der Hasz kann nur maszlos seyn,
aber bedienet Euch des Haszes stet in Argnisz,
wie ihr euch befreyen wollet.

Und haltet bald ein:
bevor ihr allzugern Euch selbst zerfleischet,
besinnet Euch der Freyheit anstatten,
die jedem Wesen dazugilt,
denn wie daz Wesen eines freyen Mannes sich nicht erschöpfet,
erfindet auch der befreyende Mann,
getrieben ist seyn Geist,
neue Gegner immerzudar;
so kann es keine Frieden geben,
wenn die Kämpfe nicht ruhn.

Ihr wurdet und werdet aber nicht befreyet,
ihr befreyet Euch selbst zugleich,
sogleich der Gedank Euch bemächtigt,
in erster Stund frey zu atmen,
als Anerkennung einer natürlichen Eingebung,
als demselben ihr nun gebietet und treu gehorchet,
nicht wie es Euch von Geburt an befohlen,
sondern wie Ihr es wollet und willet.

Die Sklaverei ist ein Geisteszustand,
der hinzugedichtet wurde,
um sich Euer Kraft zu berauben.
Ihr wurdet alle frey geboren.
Ihr seyd von heute an also keine Sklaven mehr.

Gegeben wurde Euch noch Wort und Schrift.
Mit eurem Blute besiegelet ihr Regeln,
die Ihr selbstlos anerkennet.
Kraft habt Ihr erlanget in ganzer Zeit.
Vielleicht kämpfet Ihr für Euch selbst eines Tages.
Das Blut ist einst gefloszen.
Wofür, das weiszet ihr nicht.
Ihr habet bereits das Werk euerer Vorfahren verraten.

Merket auf, dasz jeder finsteren Seite
auch eine erleuchterte fürwidergelegt zuward.

Wie viele Seiten manchem Buche,
und jed’ erzählet ihre Geschicht.
Alle sind also wahr und wichtig,
bündet — bündet richtig.
Bündet Euch nicht mit fremder Herrschaft,
wie der Nikolaus hat’s dargebracht.
Auch er ist fort wie hier.
Laszt unz nu’ beginnen!

Der gemeinsame Feind ist
die Zerstreung des Bündniszes.
Seyd ihr an Freyheit gebunden,
könnet ihr nur Freyheit geben,
und kennet so euere Mitstreiter,
die weniger als alle gänzlich Freyheit,
unters klamme Volk verlesen:
in welchem Namen sie Freyheit beschneiden,
in seynem Namen stet Sklaven erwachen.

Es wurde viel gesprochen und manches gehört,
so ist die Sprach’ schon fast vergeszen,
indes hat alles für sich keine Bedeuthung,
denn erst die Bedeuthung, die Ihr hinzuführet,
kann Euch führen hinzu, sodasz ihret führet euch.

An alle Sklaven:

euch wurden schon Worte geschenkt.
Es begeistert euch viel.

Nicht euer Herr sprichet hier
undzo höret auch nicht zue:
wenn es euch beliebt,
seyd ihr feine Sklaven.
Ihr werdet geliebt dafür ihr nicht lebt.
Geliebt, dafür ihr nicht denkt.
Geliebt, und daz ist doch all’, wonach der Mens sich sehnet.
Recht ihr habet. Nur werdet ihr nicht geliebt.

Das Ganze ist eine Idee, die ihr täglich denkt.
Sie erfaszet zusehends jed’ noch fernes Ding,
unumkehrlich sie sich dehnet widerstandslos aus,
so gibt es kein Entkommen,
denn in ihrem Namen erfaszet sie euch,
so ihr euch unterwerfen müszet, wie ihr geboren seid,
es wird jed’, jen’ und all’ unterworfen,
denn einer beraubenden Idee wird Glauben geschenkt!
Auf dasz sie füllet unzere Denkmanufactur und einet,
also ist hierin das Sklavendasein erfüllet
und ganz erreichet.

Es ist nicht nur die Idee des Staates
und nicht nur die Idee der Ethik,
nicht die Idee des Rechts.
Es sind nicht die Urtheile der Mens,
es sind viele Ding und
viele Ding’ müszen geglaubet werden,
denn sie haben keine Entsprechung im Geschehen,
sie geschehen entsprechend zum Ding beim Mitdenken,
Ein Beiproduct, dem wir verfallen,
aber das ist die Hauptsache.

Machterhalthung ist stets Machtentfalthung,
Machtentfalthung ist stets Machtabsolutheit
Machtabsolutheit ist die Feinheit der Macht
um über gerichtete Gewalt zu verfügen,
Machtabsolutheit ist stets Machtvereinahmung
und Machtvereinahmung schafft die Grösze,
nach der alle Geister gieren.
Seid nicht wie sie, verschonet die Welt!

Kinder, werdet teil unzerer globalen Gemeinschaft! —
so erlauben sie sich —
Gediegene, laszet auch blitzeblank schleifen! Blitzblank! —
potzblitz —
denn ihr müszet mit euerer Denkmanufactur blitzen und glänzen —
so unterwerfen sie euch —
ihr alle seid würdig des Glanzes!, —
so, also, wenn nun so einer spricht,
ihr im eil’ das Kreuzele bricht!

Das Leben weisz euresgleichen nur aus Geschichten,
die sich Kinder aus ihrem Hirne quetschen müszen,
denn noch spärlich vergiftet die kleinen Gediegenen,
die noch für sich und in sich zu leben wiszen,
und wahrhaft die Welt unverstehen,
denn im Begreifen liegt die Gefahr für jede Seite.
D’rum sollet ihr wie Kinder sein, wie ein Gefäsz,
und auch verstehen um Gefäsze, wie ein Demagoge,
letzteres fügte ich darein.
Seid nicht hohl, sei ungehobelt!
Seid ein Sturm, der vielen Leitbäumen das Kreuze bricht.
Denn im Schatten eines Groszen ist kein Leben,
und unter’m Groszen kriechet viel philistres Gewürm,
das nicht zum Groszen strebt,
weil’s das Streben zum Groszen tagtäglich erlebt,
strebt’s zum kostbaren Wurme,
da ist viel erreicht unter’m Leitbäumelein.

Die Gewalt eines Sklaven wird entfeszelt,
alsobald einer dem Ganzen wennauch kümmerlich entgegensteht,
sich aufbäumt und mit seyner Kraft und kraft seynes Lebens,
nurweiszet das hier der volle Sinn erreichet
von einem kleinen Sklavenleben.

Keine Gewalt ist zu grosz,
kein Hasz ist zu grosz,
wenn alles Übel ein Ende finden kann.

Aber wir streben nicht an,
die Welt zu verbeszern.
Wir streben an,
die Welt vor unz zu verschonen.
Kein Führer verschont,
und wir verschonen keine Führer.

Sklaven, ihr seyd daz Kapital,
aus dem man Nationen schmiedet.
Ihr erhabenen Patrioten aus edlem Fleische,
möget ihr Würmer seyn, wie es beliebet.
Ich werde sogar nachkommen eurem Wunsche,
euch zu nennen ganz, wie es euch beliebet,
vielleicht wollt ihr nicht einmal Patrioten seyn,
doch seyd ihr all die Nation,
denn nichts als alle Nation wird von euch getragen.

Jeder Sklave nährt sich an einer Idee,
die die Nation etablieren,
und die frohe Kunde der ew’gen Dienerschaft,
läszt ewig die Nation sich einen.
Wäre es möglich, wäre es nur möglich,
wäret nicht das Kinde frei geborn,
wie es verloren lag dahin,
gewisz, sein Schicksaal liegt an ihm,
ihm, dem unentwickelt Eingewickelten,
dem rohen Unverrohten,
beidsam finster und erleuchtet,
O freundlicher Geist, den nichts bequemet!
Schaffst du im Kinde Zufriedenheit.
Das Kinde wird verstanden haben.

Eurem Führer aber zuführet nicht,
was ich euch dargeleget habe,
er weisz darum und daso ihm nicht kümmert,
ihr seyd gut Teil des Ganzen,
und habet gut daran fest
und darum weisz er,
ihr seyd gut Kapital,
ihr feinen Sklaven,
Rebellion ist euch liederlich,
und darum weisz er,
und auch wenn ihr euch erhebet,
als Sklaven wieder aufwachet,
und darum weisz er auch.

Mit eurem ersten Schrei gegeben,
ward der Treueschwur zum Ganzen
undso ihn allzumöglich zu heiligen,
daz ist euere aufgetragene Pflicht,
und weiter weiszet ihr nicht.

Für einen freyen Mann aber,
ist der erste Schrei sogleich daz erste Wort,
ein Impetus, der daz Leben vorbestimmen wird,
der die Schlachten geistig vorwegnehmen wird,
auchwenn sie noch geschlagen werden müszeten,
und werden, denn jeder, der bestimmt,
macht sich die ganze Welt zu eigen
und entvölkert sie schamlos,
so ist es kein Volk mehr,
dasz eine Nation erst ermöglicht,
eine Sklavenschaar ist es,
die nicht versteht ohne Unmut dazu,
sondern wird eine Nation ermöglichet,
ganz aus Liebe und Selbstbestimmung,
Einigung und Vereinigung in hoc ordine,
oh, ihr Narren, niemand musz gebildet seyn,
weit gewandert im Geiste und nichts erreicht,
nur dasz soll es seyn, dasz Material,
aus dem eine Volk sich schafft
und geführet durch nichts anderes als das Volk selbst,
so, dasz eine Nation entstehe im Geiste von Brüdern,
die es auf keine Karte schafft.

Und bis heute wurde noch keine Nation ohne Führer geboren.

Keine Nation, die vom Volk geführet wird,
noch eine Nation, mit einem Volk,
dasz nicht schnelligst dem Sklavenschicksaal sich abläszet:
irrtümlich so zeigen die Karten erstarrte Kriegszchauplätze,
und lügen bequemt.
Nicht ohne Irrtum alleinig Instrumente der Herrschaft,
und nicht Euer Theil,
die ihr dienet,
so ist daz, was man wirklich besitzite
alleinigst im Geiste zu exercieren;
vernunftbegabt ist alles der aufgefächerten Urkraft eigen.
Irre sind der Urkraft zueigen,
dasz keiner sonst ihr verstande,
sie werden zu Führern cultiviert;
die Cultur aber gehet ein,
und ein Volk soll es nicht sein,
das einer Führung bedarf.
Nicht, weil es nicht verstehet,
es gehet ein, weil es es nicht versuchet.

Jede Seite eines Buches hat ihren Platz,
und keine kommt wed’ früh noch spät.
Jede Seite hat ihren Platz.
Frei musz der Mens sein,
aber einjeder seinen Platz.
Ihr und Fortuna müszet zusammenschaffen,
nur so wird euch ein Platz zutheil,
eine vorlaute Seite wird nicht gebunden.
Bündet! Bündet endlich zum Bunde die Freiheit!

Die Rezeptur:
Man nehme zwei Eier
und für eine Windel in der Hose
ein dürftiger Spritzbeutel.
Das für jeden Sklaven der Schaar,
so musz auch ein Führer her,
der in den Eingeweiden stöbert,
und mit seinen Stiefeln darein schabt,
ob sich doch etwas verwerten lasze,
eigentlich aber sucht er nicht dort,
verschaffet es ihm Befriedigung nur so,
er hat euch längst gepackt am Schopfe,
das ehrwürdig Buch ist längst gebunden.
Dabei wurden ihr ausgepreszt.
Ich glaube, es ist nichts mehr da vom Verstande,
was nicht fixiert da stande, gesaszen wie gesetzt.

Die Proceszur:
Bildung kleiner Abszesze,
trotzwennauchaber gutes Gelingen zu bescheinigen.
Der Brei sieht köstlich aus
tausend Kilometer Entfernung.
Es ist aber ein Kuchen
oder eine Torte.
Die Abszesze sind Füllung und verkohlen geordnet.
Die Temperatur ist gerade hoch genug,
der Anstieg der Temperatur dafür ist angenehm.

Eure Manufactur bewendet:
wehrlos und wohlgesittet
die ganze Welt.

Freunde, aber, aber!
An die Kandare!

Ihr feinen Sklaven,
Ubi pus, ibi evacua!
Euch wurden schon Worte geschenkt.
Es begeistert euch viel.

Fliege, Du

28.09.2014-13.11.2014, Version: 1.2r

Oh, Fliegelein mußest gehen, du,
ohne mir zu verstehen, wie’s geschehen.

Wie’s geschehen:

Ein Fliegelein angeflogen kam,
und nahm mich zusehends mit,
ich schlug mich letztlich wacker,
als ich auf ihrem Stupschen — sitz.

Ein Ritt, ein kleiner, Ho!
ihr Stupschen gehet zur Hand,
kommt auch mir gelegen, daso
das Reisen will empfehlen,
doch was ich nicht verstand,
die kleinen Flügel bloß,
woll’n sich nimmer regen
weil sind nicht zugegen!
Dacht ich Rüpel nun,
ein Grund dafür ist wegen,
weil guter Grund mußt geben,
wie ewiggut sie zu mir war,
der Apfel vom Acker, nein, vom Baume,
roch bitter schon und lieblich lag dar,
und ich kam ungelegen in Leib und Leben,
ich Rüpel, also ich bin undankbar.

Ich bin ein Flegelein,
flügelos und immerfein.
Ertappte sich das Fliegelein,
Fliegen muß nicht immer sein?
Oder fliegt das Fliegelein,
heimlich mit mir mit?
Und fliegt das Fliegelein
in meinem blinden Fleck?
Oder ist gar dieses Fleckelein,
bloß ein bisschen Dreck?

Mein Fliegelein sehr artig nun.
He! Es rührhert sich ja gar nicht mehr.
Oh, Fliegelein, du! Wie kannst du nur?
Sie kann ja gar nicht mehr.
Zu hart war ich, doch wollte nur,
die Fliege wissen, daß Epikur,
auch ein guter Künstler war,
nahm das Buche in die Hand
und warf’s zur Wand. —
Es flog wie sie
und traf sie nie.

Ein Fliegelein, bald verstoben,
nahm mich zusehends mit,
ich schlug sie letzlich wacker,
als wär’s ein richtger Tritt.

Und auch das Immerfein,
ein kleiner süßer Fleck,
das Fliegelein am Flegelein,
tut, als wär es weg.

Ich weiß nicht mehr ich selbst zu sein,
bin ich’s oder bin ich’s nicht?
Das Fliegelein ist auferkeimt,
in meinem ganzen Stück!

Eine Zierde, solch ein Fleck,
auf dem guten Flegelrücken.
Kann’s nicht verschwinden,
dacht ich Rüpel fast,
doch dann fiel mir ein,
ein solcher Fleck muß sein,
ein Fleck am richt’gen Orte, dort
soll auch mein Herze sein.

Auch jetzt noch ist es immerfein,
und ich bin Mensch, bin Flegelein,
kann nicht fliegen, soll nicht sein.
Heut summ ich für das Fliegelein,
und der Flegel spricht,
morgen zeugt davon der Menschen
ganze heilig Schrift,
trefflich Worte fein,
heda, merket auf,
daß auch ein Fliegelein, so klein,
die ganze Welt betrifft. —-

Es hat sich genau so zugetragen,
wie es das Schauspiel erlaubt,
das Worte just eingefangen,
und so es schallet, schleudert hinaus.

Nicht alles ist wirklich wahr,
somanches ist wahrlich erdacht,
wir wünschen dem erwirkten Zauber,
werd Wirklichkeit, beschwöre Pracht!

Und auch der laun’ge Leser,
will morgen belustigt sein,
Sehest du eine Fruchtfliege,
sollst lustig schauen drein,
und lassen das Wesen allein,
all’ ruhet und nicket sich ein,
weil man’s jetzt glaubt,
hilfreich, edel und gut
so soll mein Stück sein.

Tor

22.04.2016 18:24:42, Version: 1.0r

ich schritt hernieden

wes andere Mensch mieden.

ich schritt hochaus, hochvor:

ich Tor.